Isola del Giglio

Die Insel Giglio liegt in der italienischen Provinz Grosseto und ist Teil des Nationalparks Toskanischer Archipel, dem größten Meeresschutzgebiets Europas. Mit 21 km² ist sie die zweitgrößte Insel innerhalb des Nationalparks. Unter Touristen gilt sie noch immer als Geheimtipp und als Paradies für Naturfreunde.

Giglio erhob sich vor etwa vier bis fünf Millionen Jahren aus dem Meer und ist nicht vulkanischen Ursprungs. Die Insel besaß sogar eine Verbindung zum Festland. Zusammen mit dem oberflächigen Sedimentgestein wurde sie im Lauf der Zeit jedoch durch Erosion abgetragen. Zurück blieb die Insel Giglio – ein Fels aus Granit mitten im Meer. Überreste der ehemaligen Kruste sind heute hauptsächlich auf der Halbinsel Il Franco zu finden, die sich durch sehr mineralienreiches Kalkgestein auszeichnet.

Die knapp 1 500 Einwohner Giglios leben in drei Ortschaften: Porto, Castello und Campese. In Giglio Porto legen die Fähren an, wodurch es das wichtigste Handelszentrum der Insel ist. Der kleine malerische Hafen heißt seine Besucher herzlich willkommen. Das mittelalterliche Castello liegt 405 m über dem Meeresspiegel und ist der Verwaltungssitz Giglios. Mit seinen starken Außenmauern, den engen, oft von Bögen überspannten Gässchen und den blumengeschmückten Außentreppen besitzt es einen unvergleichlichen Charme. Campese seinerseits ist unmittelbar am Sandstrand gelegen, inmitten einer bezaubernden Bucht. Auf der einen Seite wird sie gesäumt vom großen, im Meer aufragenden Felsen Faraglione, auf der anderen von einem mediceischen Turm.

Historische Funde belegen, dass Giglio bereits in der Steinzeit bewohnt war. Von den Etruskern wurde es als militärischer Stützpunkt genutzt und unter römischer Herrschaft zu einem wichtigen Knotenpunkt maritimer Handelsrouten ausgebaut. Die Insel wechselte fortan mehrfach ihre Besitzer und war über viele Jahrhunderte immer wieder das Ziel von Piraten. Erst 1799 kehrte langsam Ruhe ein, als die Gigliesen über die Türken siegten. Die Insel wurde anschließend bevorzugt von Familien aus Ligurien und Neapel neu besiedelt, welche die Landwirtschaft rasch wiederbelebten. Auf der Halbinsel Il Franco wurde unterdessen 1938 mit dem Abbau von Pyrit begonnen, welcher den wirtschaftlichen und demografischen Aufschwung begünstigte. Nach der Schließung des Pyritbergwerks 1962 entwickelte sich der Individualtourismus zur wichtigsten Einnahmequelle der Insel.

Der Name Giglio stammt von der griechischen Bezeichnung Aegylon micros („Land der Ziegen“), wobei micros der Unterscheidung zur Insel Capraia diente. Der Name entwickelte sich weiter, als im ersten Jahrhundert n. Chr. Julius Cäsar den Namen zu Igilium latinisierte, woraus sich später der italienische Name Giglio ableitete.

Getrübt wurde die Inselidylle, als am 13. Januar 2012 das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia zu nahe an der Felsgruppe Le Scole vorbeifuhr und sich den Rumpf aufschlitzte. Manövrierunfähig trieb es der Wind in Richtung Insel, wo es wenige Meter nördlich des Hafens auf Grund lief. Am 23. Juli 2014 schleppte man es langsam nach Genua, wo es vier Tage später eintraf, um verschrottet zu werden.

Erfreulicherweise blüht seit wenigen Jahren die lokale Landwirtschaft wieder auf, was allen voran den fleißigen Inselbewohnern zu verdanken ist. So wird nicht nur der authentische Charme Giglios verstärkt, sondern auch das kulinarische Spektrum erweitert: In Restaurants lassen sich selbst hergestellte Spirituosen probieren und manche Geschäften verkaufen regionales Obst und Gemüse. Wein und Olivenöl werden ebenfalls in kleinen Mengen auf der Insel hergestellt – und im Herbst kann man den Einheimischen sogar bei der Ernte zusehen.

Das gemäßigte Klima der Insel begünstigte die Entwicklung einer reichhaltigen mediterranen Vegetation, die das ganze Jahr über üppig blüht. Oliven- und Pinienhaine, Steineichenwälder, Korkeichen und die charakteristische Macchia laden stets zu einer botanisch interessanten Wanderung ein. Besonders verlockend ist Giglio im Frühjahr, wenn es sich in seiner gesamten Farbenpracht und Duftfülle präsentiert.

Bereits an den Namen der Tierwelt lässt sich erahnen, dass auch die Fauna zahlreiche Besonderheiten zu bieten hat, wie etwa den Sardischen Scheibenzüngler, die Gelbgrüne Zornnatter, Eidechsen, Geckos und kleine Mittelmeerskorpione. Die Vogelwelt steht dem in nichts nach. Mit geübtem Auge lassen sich Sturmvögel, Korallenmöwen, Eleonorenfalken und viele andere Vögel beobachten. Giftige Tiere gibt es auf Giglio nicht.

Giglio bietet ideale Voraussetzungen für eine spannende und erfolgreiche Mittelmeerexkursion. Die Geologie und Geschichte der Insel, ihre mediterrane Flora und Fauna sowie die faszinierende Unterwasserwelt können ausgiebig erkundet werden.

Isola del Giglio ist eine bezaubernde Perle im Mittelmeer, die sie verwöhnt und zum Entdecker werden lässt.